Recht und Gerechtigkeit – das ist ein Unterschied.

Wenn Sie einen Prozess vor Gericht führen müssen, erhoffen Sie sich von diesem Gerichtsverfahren ein gerechtes Urteil. Ihr Vertrauen in die Justiz ist in Deutschland zu Recht hoch. Doch ist ein richtiges Urteil auch ein gerechtes Urteil? Lesen Sie in diesem Artikel, warum Recht und Gerechtigkeit nicht zwangsläufig deckungsgleich sein müssen.

Folgendes Beispiel mag dies näher verdeutlichen:

Judith und Joseph Bauer leben in Scheidung. Sie streiten erbittert um die Rückzahlung eines Darlehens. Joseph Bauer behauptet, er habe seiner Frau nach der Trennung 3.000 € in bar als Darlehen gegeben. Er verlangt die Rückzahlung von seiner Frau. Judith Bauer behauptet dagegen, sie habe nie ein solches Darlehen von ihrem Mann erhalten.

Jetzt verklagt Joseph Bauer seine Frau auf Rückzahlung der Darlehenssumme in Höhe von 3.000 €.

Ob sein Gerichtsverfahren wohl Aussicht auf Erfolg hat?

Das Gericht weist Joseph Bauer darauf hin, dass er nachweisen müsse,

  • einen Darlehensvertrag mit seiner Frau geschlossen zu haben und dass das
  • Darlehen von 3.000 € auch tatsächlich zur Auszahlung gekommen sei.

Josef Bauer kann das aber nicht beweisen. Das Darlehen sei nur mündlich besprochen worden. Die Übergabe des Geldes sei in bar erfolgt. Zeugen kann er dafür leider auch keine benennen. Seine Frau leugnet das Darlehen beharrlich. Daher weist das Gericht die Rückzahlungsklage des Joseph Bauer ab.

Die Entscheidung des Gerichts ist völlig richtig.

Der Richter, der entscheiden muss, ob ein Anspruch auf Rückzahlung eines Darlehens besteht, hat keine eigene Kenntnis von den Vorgängen. Er ist darauf angewiesen, dass ihm nachgewiesen wird, was stimmt und was nicht. Es gibt den Grundsatz, dass jede Partei die Tatsachen, die für den geltend gemachten Anspruch erforderlich sind, vor Gericht beweisen muss, wenn sie bestritten sind.

Dazu gibt es Beweismittel wie z.B.

  • schriftliche Dokumente oder
  • die Anhörung von Zeugen

Joseph Bauer kann aber nicht nachweisen, dass er mit seiner Frau ein Darlehen vereinbart hat und ihr die 3.000 €  tatsächlich gegeben hat. Deswegen entspricht die Entscheidung des Gerichts dem geltenden Recht. War es jedoch genau so, wie Joseph Bauer behauptet hat, dann ist die Entscheidung ungerecht. In diesem Fall: Pech für Joseph Bauer.

Recht und Gerechtigkeit müssen sich also nicht immer decken.

Dies liegt daran, dass bei Gericht häufig nicht aufgeklärt werden kann, wie sich Geschehnisse tatsächlich abgespielt haben, wenn die Prozessparteien sie völlig unterschiedlich darstellen.

Auch Sie denken daran, Ihr Recht einzuklagen?

Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob Sie ein Gerichtsverfahren führen oder einen anstehenden Rechtsstreit lieber außergerichtlich regeln möchten, wenden Sie sich gerne an uns. Wir beraten Sie, inwieweit es für Sie Sinn macht.